Gemeinsam getrennt

Abstract

Gemeinsam getrennt richtet sich an Eltern, die sich in Trennungssituationen befinden und sich nun verschiedene Fragen stellen. Das Programm zielt darauf ab, das Feingefühl von Eltern zu fördern, die Kommunikation untereinander und zum Kind weiterzuentwickeln, selbstfürsorgendes Verhalten zu stärken und so die Lebenssituation der Kinder und Eltern zu verbessern.

Finanzielle und rechtliche Grundlagen

Wird die Teilnahme von einem Familiengericht angeordnet oder durchs Jugendamt auferlegt, trägt das zuständige Jugendamt die Hilfe gemäß §17 SGB VIII. Die Kosten bei freiwilliger Teilnahme werden von den Teilnehmern selbst getragen. Sollten die Kosten nicht zu tragen sein, kann aber ein Antrag auf Hilfe zur Erziehung beim Jugendamt gestellt werden. Die Kosten richten sich nach dem mit dem zuständigen Jugendamt vereinbarten Fachleistungsstundensatz, welcher unter Berücksichtigung der Teilnehmerzahl angepasst wird.

Zielgruppen

Das Programm richtet sich explizit sowohl an Eltern, die verpflichtet werden, an einem Coaching teilzunehmen, als auch Eltern, die freiwillig teilnehmen möchten, um ihre Lebenssituation positiv zu verändern.

Ziele

Die Ziele werden anhand des Hintergrundes und der Motivation der Teilnehmer sowie der Gruppenstruktur individuell bestimmt. Das grundlegende Ziel ist, bei den Teilnehmern die Motivation zur Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil zu entwickeln, Umgangskontakte umzusetzen und zu unterstützen. Weiterführende Ziele sind, trotz Trennung als Elternteam zu funktionieren und ein gemeinsames Familienleben aufzubauen. Auch individuelle Ziele der Teilnehmer können einfließen.

Hilfe-/Auftragsplanung

Dem Start des eigentlichen Coachings geht ein Vorgespräch mit beiden Elternteilen voraus. Anschließend folgen acht Gruppensitzungen, die zwischen 90 und 120 Minuten dauern und in zwei Blöcke mit je vier Sitzungen eingeteilt sind. Zwischen diesen beiden Blöcken liegen vier Wochen Pause. Die maximale Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen begrenzt. Die Gruppe wird von zwei Fachkräften geleitet.

Angebotsstruktur

Zuallererst führen die Gruppenleiter mit den Eltern ein Vorgespräch, welches einer ersten Sondierung wichtiger Themen sowie der Gruppenzuordnung dient. Zudem werden in diesem Gespräch die Vorgeschichte der Trennung und vorhandene Konflikte erfragt. Bei Mitteilung einer Gewaltvorgeschichte wägen die Leiter anschließend ab, ob dies ein Ausschlusskriterium ist.
Die erste Gruppensitzung dient zunächst der Bestandsaufnahme: Was braucht unser Kind jetzt? Welche Probleme gehören zur Eltern-, welche zur Paarebene? Den Eltern wird aufgetragen, zuhause einen Brief aus Sicht ihres Kindes zu schreiben. Dabei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie das Kind nicht zurate ziehen dürfen. Thema der zweiten Sitzung ist Selbstfürsorge. Fragen wie „Was brauche ich als Vater oder Mutter und wir als Eltern jetzt gerade?“ stehen hier im Mittelpunkt. Die dritte Sitzung behandelt das sehr zentrale Thema der Umgangskontakte zwischen Kind und dem getrenntlebenden Elternteil und wie diese vom anderen Elternteil gefördert werden können. Aber auch von der Seite des getrenntlebenden Elternteils wird das Thema beleuchtet und ganz praktisch erörtert, wie die Kontakte des Kindes zu beiden Elternteilen gegenseitig unterstützt werden können.
Das Kind rückt mit der vierten Sitzung noch stärker in den Mittelpunkt, wenn es um dessen Loyalität zu beiden Elternteilen geht. Den Teilnehmern wird nahegebracht, was ein Loyalitätskonflikt des Kindes ist, wie sie Feingefühl für die emotionale Lage des Kindes entwickeln und Sorge dafür tragen können, dass die Situation für alle zu bewältigen ist. In der nun folgenden vierwöchigen Pause haben die Teilnehmer bereits eine Gelegenheit, ihre neuerworbenen Fähigkeiten zu erproben. Sie werden ermutigt, darüber Tagebuch zu führen, was sie für Effekte sie an sich, dem Kind und dem anderen Elternteil beobachten können.
Im Vordergrund der fünften Sitzung steht nach der Pause die Eltern-Kommunikation mit der Frage, wie sich Konflikte untereinander entschärfen und besser bewältigen lassen. Die sechste Sitzung behandelt wiederum die Kind-Kommunikation. Den Teilnehmern werden Ideen mitgegeben, wie sie auf Fragen des Kindes angemessen antworten können. Die letzten beiden Sitzungen beschäftigen sich mit der Beziehungsgestaltung zum Kind. In der siebten Sitzung wird die Gruppe in zwei Kleingruppen aufgeteilt, um den Erfahrungsaustausch untereinander besonders zu fördern. In der achten Sitzung werden beide Gruppen wieder zusammengeführt und die Ergebnisse aus der vorherigen Sitzung zusammengetragen. Die Teilnehmer erhalten die Gelegenheit, diese dann noch mit dem anderen Elternteil durchzusprechen.
Nach dem Abschluss der Gruppensitzungen findet ein Auswertungsgespräch mit beiden Elternteilen statt, in dem die Teilnehmer und die Gruppenleiter das Coaching gemeinsam reflektieren. Den Eltern wird die Gelegenheit gegeben, die für sie wichtigsten Erkenntnisse, Erfahrungen oder neugewonnenen Fähigkeiten mit dem Gemeinsam Getrennt-Team und dem anderen Elternteil zu teilen, aber auch, Kritik zu äußern und Verbesserungsvorschläge zu machen. Die Gruppenleiter geben den Teilnehmern ebenfalls ein Feedback und informieren sie gegebenenfalls über die Option, ein individuelles Eltern- und Erziehungscoaching anzuschließen.
Die Gruppenleiter haben stets ein Auge auf die Gruppenfähigkeit der Problematik und können den Eltern jederzeit eine individuelle Beratung anbieten.