Erziehungsbeistand

Abstract

Trotz aller Bemühungen kann ein Kind oder ein Jugendlicher eigenständige Hilfe benötigen, um seinen Weg im Familiensystem oder sozialen Umfeld zu finden. Die Berater wollen Selbstvertrauen stärken, um mit dem Kind/Jugendlichen gemeinsam Lösungen für Alltagsprobleme zu finden. So werden sie dabei unterstützt, ihr eigenes Potenzial zu finden, ihre Ziele und Wünsche ernst zu nehmen, diese zu realisieren und in ihre Kraft und Stärke zu kommen. Themen können äußerst vielfältig sein, wie z.B. Umgang mit Mobbing, Stärkung von Selbstwertgefühl bzw. Selbstvertrauen, Unterstützung bei Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten und schulischen Defiziten, Hilfe bei Ängsten, Aggression oder auch Zwängen, Umgang mit Kommunikationsproblemen und massiven Pubertätsproblemen.

Finanzielle und rechtliche Grundlagen

Das Kinder – und Jugendlichencoaching ist vergleichbar mit den Aufgaben des Erziehungsbeistandes und Betreuungshelfers (§30 SGB VIII) und ist für die Familien eine freiwillige und kostenlose Form der Erziehungshilfe, welche durch das zuständige Jugendamt gewährt wird. Für die Maßnahme empfiehlt quergedacht ein Stundenkontingent von 16 bis 20 Monatsstunden über einen Zeitraum von sechs Monaten.

Zielgruppen

Das Kinder – und Jugendlichencoaching ist geeignet für alle Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahre, die ohne diese individuelle persönliche Unterstützung mit ihrer familiären oder sozialen Lebenssituation nicht mehr zurechtkommen würden. Außerdem kann das Coaching in Ausnahmefällen auch für junge Erwachsene in Anspruch genommen werden, welche Hilfe bei der Persönlichkeitsentwicklung und dem Organisieren einer eigenverantwortlichen Lebensführung benötigen.

Ziele

Im Fokus des Coachings für Kinder und Jugendliche stehen die Hilfe zur Bewältigung von Entwicklungsproblemen und die Förderung der Verselbstständigung des Kindes oder des Jugendlichen unter Erhalt des Lebensbezugs zu seiner Familie. Dabei sind die unterschiedlichsten Ziele möglich, z.B.:

  • an sich selbst zu glauben
  • ein positives Selbstbild zu entwickeln
  • selbstbewusster und selbstsicherer zu werden
  • leichter Probleme und Konflikte zu lösen
  • besser mit schwierigen Situationen umzugehen (z.B. Mobbing in der Schule)
  • besser mit den eigenen Gefühlen umzugehen (v.a. mit negativen Gefühlen)
  • Ängste und Schüchternheit zu überwinden
  • Lernen, zu entspannen und (Schul-)Stress abzubauen
  • Autonomie und Selbstständigkeit

Hilfe-/Auftragsplanung

Erfolgt eine Beauftragung durch das Jugendamt, wird zum Fallbeginn ein Start-HPG geplant. In diesem Rahmen lernen sich das Kind/der Jugendliche und der Berater kennen, der Auftrag wird formuliert und der Leistungsumfang bestimmt. Nach drei Monaten werden bereits erste Veränderungen im Verhalten/Befinden des Kindes/Jugendlichen in einem Kurzbericht formuliert und der fallführenden Fachkraft des Jugendamts zur Verfügung gestellt. Um die Maßnahme zu beenden, findet nach sechsmonatigem Hilfeverlauf ein Abschluss-HPG statt. Die Berater halten den gesamten Hilfeverlauf in einem Abschlussbericht fest und teilen dem Jugendamt eine Empfehlung für den eventuellen weiteren Hilfeverlauf mit.

Angebotsstruktur

Das Erstgespräch findet gemeinsam mit den Eltern und dem Kind/Jugendlichen im Haushalt der Familie statt und dient einem anfänglichen Kennenlernen. Interessen des Kindes/Jugendlichen werden erfragt, um Anknüpfungspunkte für die ersten Termine zu erhalten. Die Eltern und das Kind/der Jugendliche werden gebeten, jeweils die eigene Sicht auf das „Problem“ darzustellen und über Ressourcen des Kindes/Jugendlichen zu sprechen. Ein individueller Beratungszeitraum mit wöchentlichen Terminen kann beginnen. Anfänglich wird der Berater mit dem Kind/Jugendlichen dessen eigene Ziele erarbeiten und eine tragfähige Beziehung aufbauen.
Der Träger quergedacht orientiert sich am systemischen Beratungsansatz. Systemische Aufstellungsarbeit, Netzwerkkarten, Ressourcenarbeit und Glaubenssatzarbeit sind nur einige Beispiele für angewandte Methoden, um dem Kind/Jugendlichen zu helfen, eigene Lösungen seines Problems zu entwickeln und mit diesen Lösungen den Alltag eigenverantwortlich zu gestalten. Verbunden mit altersgerechten Freizeitaktivitäten soll eine vertrauensvolle Beraterbeziehung entstehen.