Clearing

Abstract

Krisenhafte Familiensituationen erfordern individuelle Lösungen. Das ambulante Clearing ist ein Instrument zur Situationsanalyse der Familie. Der Hilfebedarf in der Familie, ausgerichtet an einer angemessenen Entwicklung des Kindes, wird ermittelt und passgenaue Hilfen zur Erziehung werden empfohlen.
Die Maßnahme beginnt stets ergebnisoffen und kann bereits im Handlungszeitraum zu Lösungsideen führen.

Finanzielle und rechtliche Grundlagen

Nach §27(2) SGB VIII richtet sich der Anspruch auf Hilfen zur Erziehung nach dem erzieherischem Bedarf im Einzelfall. Für die Ermittlung dieses Hilfebedarfs sieht der Träger das Clearing als dreimonatige Maßnahme, mit einer Gesamtstundenzahl von 70 Stunden für zwei Fachkräfte, vor. Das Vier-Augen-Prinzip wird zur beidseitigen Absicherung der Klienten und der Fachkräfte angewendet. Gespräche mit Personen außerhalb des Familiensystems finden ausschließlich nach Erteilung einer Schweigepflichtentbindung durch die Klienten statt.

Zielgruppen

Eine Krisensituation kann jedes Familiensystem mit ihrer individuellen Familiendynamik erschüttern. Ein Bedarf der Hilfe zur Erziehung kann daher in jeder Familie entstehen. Ist die Familie dem Jugendamt bislang unbekannt, stellt ein Clearing nicht nur eine Bedarfsklärung dar, sondern auch ein näheres Kennenlernen des Familiensystems für die zuständige Fachkraft im Jugendamt.

Ziele

Um keine vorschnellen Entscheidungen bezüglich des Hilfebedarfs der Familie zu treffen, wird ein Clearing als Entscheidungsgrundlage empfohlen. Das Familiensystem wird in der Gesamtheit betrachtet, auch unter Hinzunahme des näheren Umfelds aller Beteiligten, sodass eine für die Familie passgenaue Hilfe zur Erziehung empfohlen werden kann. Der Einsatz von voreilig entschlossenen Maßnahmen, welche dem Familiensystem nicht dienlich und unnötige Kosten verursachen, kann so vermieden werden.

Hilfe-/Auftragsplanung

Ein mit dem Jugendamt, der Familie und dem Träger erstellter Hilfeplan stellt die Grundlage für das Clearing dar. Zu dem Auftrag der Ermittlung des Hilfebedarfs in der Familie, können auch konkrete Fragestellungen Bestandteil des Arbeitsauftrages sein. Die Berater betrachten mit einer systemischen Grundhaltung das gesamte Familiensystem und dessen soziales Umfeld, wie z.B. Schule, Kindergarten, Kinderarzt, eventuelle weitere Bezugspersonen der Kinder.

Angebotsstruktur

Der Einsatz von standardisierten Methoden unterstützt die fachliche Situationsanalyse der Berater und bietet dadurch eine Grundlage zur Berichtserstellung. Folgende Methoden werden als Instrumente genutzt:

  • Genogramm
  • Soziogramm, Netzwerkkarte
  • Analyse der elterlichen Problemeinsicht und Veränderungsbereitschaft
  • Ressourcenanalyse
  • Interaktionsbeobachtungen
  • augenscheinliche Bindungsdiagnostik
  • Familienkonferenzen sowie Einzelgespräche in der Kernfamilie
  • Gespräche mit Institutionen des näheren Umfeldes, wie z.B. Schule, Kindergarten, Tagesmutter, Kinderarzt, weitere Bezugspersonen
  • Berücksichtigung vorhandener Berichte und Gutachten Monatliche Fallsupervisionen sowie regelmäßige Teamsitzungen als auch Fallintervisionen im interdisziplinären Team tragen ebenfalls zu einem detaillierten Clearing unter Einbezug verschiedenster Blickwinkel bei.

Stand: 01.10.2020

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